Wertvolle Scherenschnitte erweitern die Sammlung des Museums in Vreden
Walter von Gunten
Die erste Station seiner Reise führte Hermann Gebing in die Schweiz. Dort durfte er einige Bilder des gebürtigen Schweizers Walter von Gunten in Empfang nehmen, die in der Galerie des Chalets in Alchenflüh/Kirchberg ausgestellt waren. Walter von Gunten wurde 1930 in der Schweiz geboren und wanderte im Jahr 1961 in die USA aus. Dort hat er die Scherenschnittkunst wieder aufleben lassen und gilt als einer der Besten auf dem Gebiet. Der Künstler schneidet, inspiriert von der Natur, sehr filigrane und stimmungsvolle Motive. Insgesamt hat das Museum sechs gerahmte Werke erhalten. Drei davon hängen nun im Café Altes Rathaus.
Engelhart Schmitt
Engelhard Schmitt ist schon seit langer Zeit ein guter Freund des Museums. Sein Scherenschnitt-Baum mit tausend Ästchen, in der Größe eines 1-Cent Stückes, ist eine Besonderheit unserer Dauerausstellung und jedem bekannt, der einmal im Scherenschnittmuseum zu Gast war. Auch dieses Mal hatte er einige besondere Sachen für unser Museum, zum einen ein handgeschnittenes „Vater unser“ kaum größer als ein 2 Euro Stück in einem beleuchteten Rahmen, zum anderen schenkte er uns kleine, mit dem Baummotiv bedruckte Porzellantassen und –teller. Wir haben sie eingerahmt und bieten diese nun in unserem Museumsshop zum Verkauf an.
Conrad Pflug
In Usingen, im schönen Taunus, erhielt Hermann Gebing von den Nachkommen des Künstlers Conrad Pflug eine sehr gut erhaltene und sortierte Scherenschnittsammlung. Conrad Pflug wurde im August 1888 in Bebra (Hessen) geboren. Schon früh verlor er seinen Vater und wanderte direkt nach dem Schulabschluss nach England aus, da er sich Unterstützung von in London lebenden Verwandte erhoffte. Nach zehn Jahren in England zog er nach Paris, wo er seine spätere Ehefrau kennenlernte. Beide waren sehr interessiert an den Sehenswürdigkeiten, Galerien und Museen der Stadt und lebten dort bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges ein glückliches Leben. Als Deutsche mussten sie sich nach Ausbruch des Krieges registrieren lassen und kamen in ein Internierungslager. Die Familie wurde daraufhin getrennt. In dieser schweren Zeit fertigte Pflug viele Zeichnungen an und begann dort ebenfalls mit den Scherenschnitten. Erst Jahre später traf die Familie in Kassel wieder zusammen. Kreativität und Interesse am Werkstoff Papier wurden jedoch schon im Kindesalter geweckt. Pflug zeichnete und schnitt neben Alltagsszenen vor allem Portraits und Karikaturen, welche aber stets freundlich und humorvoll ausfielen. Freunde und Bekannte wurden in sehr liebevoll gestalteten Gästebüchern verewigt und auch seine Kinder wurden regelmäßig porträtiert. Aus der Vielzahl der Silhouetten ist vor allem die Sammlung von Köpfen bedeutender Persönlichkeiten der Zeit herauszuheben. Pflug schnitt sie und fragte in Briefen höflich nach einer Unterschrift. So befinden sich in der Sammlung unter anderem die Köpfe von Albert Schweitzer oder dem Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann mit entsprechender Signatur. Pflug war nicht auf die kommerzielle Vermarktung seiner Scherenschnitte aus. Er nahm, wenn überhaupt, nur geringe Preise für die Werke. Größtenteils verschenkte er sie sogar. Conrad Pflug starb im September 1957 in Kassel nach kurzer, schwerer Krankheit. Insgesamt bekam das Museum nun den Nachlass mit über 1.600 Werken von Conrad Pflug geschenkt.
Das Scherenschnittmuseum bedankt sich bei der Familie Pflug für das Vertrauen und freut sich über diese einzigartige Sammlung.
Zu sehen sind einige der Werke von Walter von Gunten, Engelhart Schmitt und Conrad Pflug in unserer Dauerausstellung am Markt 6 in Vreden. Das Museum ist geöffnet von Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 09.30 Uhr bis 17.00 Uhr.